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Talarigo, Jeff Der Ginsengjäger: Roman ISBN 13: 9783630621364

Der Ginsengjäger: Roman - Brossura

 
9783630621364: Der Ginsengjäger: Roman
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Poetisch, ergreifend, erhellend
An der Grenze zwischen China und Nordkorea lebt einer der letzten Ginsengjäger, der die Kunst, diese seltene und wertvolle Wurzel aufzuspüren, von seinem Vater gelernt hat, wie dieser wiederum von dem seinen. Der schon ältere Mann führt ein bescheidenes Leben, nur einmal im Monat verlässt er seine Hütte im Wald, um in der nächstgelegenen Stadt einzukaufen und das dortige Bordell zu besuchen. Als er sich in eine junge Prostituierte verliebt, die aus Nordkorea hierher geflohen ist, bekommt seine festgefügte kleine Welt Risse, und er muss schwerwiegende Entscheidungen treffen ...
Eine bewegende Geschichte über Menschen, die an der Grenze leben – an der Grenze zum Nichts und an der Grenze zum Glück.

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L'autore:
Jeff Talarigo wurde in Pennsylvania geboren und arbeitete nach seinem Literaturstudium als Journalist. Anfang der 90er lebte er ein halbes Jahr in einem palästinensischen Flüchtlingslager im Gazastreifen; seine Kurzgeschichten über diese Erfahrung sind in verschiedenen literarischen Magazinen veröffentlicht. 1993 zog er nach Japan. Für seinen ersten Roman "Die Perlentaucherin" erhielt er den Richard and Hinda Rosenthal Award, der von der American Academy of Arts and Letters verliehen wird. Während der Arbeit an seinem zweiten Roman "Der Ginsengjäger" lebte er auf der chinesischen Seite der Grenze zwischen Nordkorea und China und interviewte dort Ginsengjäger und nordkoreanische Flüchtlinge. Zurzeit ist er Stipendiat des New York Public Library's Cullman Centre for Scholars and Writers.
Estratto. © Riproduzione autorizzata. Diritti riservati.:
Der Fluss entspringt in einem Land, dann fließt er in ein anderes.
Aus dem nordkoreanischen Hamgyong-Gebirge und dem chinesischen Nangang fließen kleine Flüsse und Bäche in den Tumen, und wie viele Flüsse, die tief in den Bergen entspringen, ist auch der Tumen unberechenbar, bald kopfhoch, bald knöcheltief, fast einen Kilometer breit oder fünfzig Meter schmal, je nach Jahreszeit.
Er ist ein ruheloser Fluss. Schon bald lässt er die Bimssteinkuppen der Berge hinter sich, vergisst seine bescheidenen Anfänge und wird zum tosenden Wildwasser, und bei Tauwetter im Frühling überschwemmt er manchmal alle Pflanzen, die ihm im Weg stehen. Eschen und Lärchen und Weißbirken, eine Kiefernfamilie - Koreanische, Weiß- und Sandkiefern.
In den ersten Monaten des Jahres nehmen die Berge im Osten dem Fluss fast bis Mittag die Sonne weg, nur ein paar Stunden bekommt er direktes Licht, bis die Berge im Westen es ihm dann für den Rest des Tages wieder stehlen. Bis Ende April ist der Fluss zugefroren, er schüttelt den Winter später ab als das umliegende Land, dieses raue Tal der Grenzregion.
An der chinesischen Grenze steht in diesem ersten Frühling des neuen Jahrhunderts ein Ginsengjäger allein am Ufer und betrachtet den Fluss. Es tut nichts, dass der Fluss zugefroren ist, vielleicht ist es besser so, denn so war es auch letztes Frühjahr, als das Tal sich in einen Ort zu verwandeln begann, den er nicht mehr wiedererkennt.
Der letzte Frühling des alten Jahrhunderts
Hoch oben im Nadelwald blicken die Mammutbäume mit ihren Leibern, so gerade wie der Hals einer Ginsengwurzel, auf mich herab; ihre zarten hellgrünen Blätter sitzen an Stummelarmen. Ich komme mir winzig vor. Dieser Morgen in der ersten Woche der Jagdzeit ist wie jeder andere Morgen. Nur zwischen den riesigen Mammutbäumen, anderthalbtausend Meter über meinem Hof, kann ich die Sorgen beiseiteschieben, die mich auf dem Weg aus dem Tal herauf begleitet haben.
Ich verlangsame meinen Gang zu dem eines Jägers. Manchmal schaffe ich kaum hundert Meter in einer Stunde. Halte ich zu angestrengt Ausschau nach der Wurzel, übersehe ich sie womöglich, auch wenn ich direkt vor ihr stehe; lasse ich dagegen zu, dass meine Gedanken sich zerstreuen wie Löwenzahnsamen in einem frischen Lüftchen, dann ruft die Wurzel nach mir.
Vorsichtig bewege ich mich auf dem Pfad, denn ich weiß, dass unter dem Waldboden ein erbitterter Krieg tobt. Was man über der Erde sieht, mag heiter in sich ruhen, darunter aber kämpfen die Wurzeln und Kräuter ums Überleben, machen einander Wasser, Eisen und Kupfer, Kalk und Magnesium streitig. Tag für Tag. Blutwurz und Springkraut, Diapensien und Leberblümchen, Ingwer und wilde Süßkartoffeln.
Und der Ginseng muss mit ihnen allen konkurrieren. Diese ständige Spannung ist es, die der Ginsengwurzel ihr knorriges Aussehen verleiht - die Runzeln sind eher ein Zeichen von Charakter als von Alter. Daher ist jede reife Wurzel, die ich finde, ein Triumph, ein Überlebenszeichen.
Dies ist meine Religion: Alles, was ich der Natur nehme, muss ihr zurückgegeben werden, damit der Zyklus des Lebens nicht unterbrochen wird. Im Nadelwald ziehen die Wurzeln Kraft aus dem Himmel und aus der Erde. Erst wenn der Mensch die Ginsengwurzel zu sich nimmt, schließt sich der Kreis.
Ich bleibe mitten auf dem Pfad stehen, und aus fünf, sechs Schritt Entfernung sehe ich eine Pflanze, dreißig Zentimeter hoch. Sie ist jung, weniger als zehn Jahre alt, aber älter als die sieben Jahre, die sie bis zur Reife braucht. Über den Fund bin ich genauso begeistert wie früher als Junge. Auch meine Technik ist dieselbe geblieben: Ich sehe mir die Pflanze genau an, überlege, wie ich mich ihr am besten nähere, schätze den Winkel und die Größe des Kreises ab, den ich um sie herum graben muss, und mache eines der an meinen Gürtel geknoteten roten Tücher ab. Dabei behalte ich die Wurzel ständig im Auge, so als könnte sie jeden Moment davonhuschen. Dann stecke ich neben der Wurzel ein Stöckchen in die Erde und binde das Tuch daran fest.
Ich besprenge die Erde rings um die Pflanze mit Wasser und knete sie mit den Handballen. Dabei halte ich ab und zu inne, um ihre Energie zu spüren. Die Wurzel einer reifen Pflanze reicht über dreißig Zentimeter tief in den Boden. Die Blätter sind auf der Oberseite weich behaart, auf der Unterseite glatt. Ich zwicke sie ab, achte aber darauf, dass ich den Wurzelhals nicht knicke; ein gebrochener Hals wäre fatal, wie beim Menschen. Ich nehme den kleinen Spaten aus meinem Leinensack und betrachte die Wurzel aus der Nähe, nur eine Handbreit von ihr entfernt, dann ziehe ich mit dem Spaten einen Kreis mit einem Umfang von sechzig Zentimetern. Mit jedem Spaten voll Erde lege ich den Kopf der Wurzel, der in einem Winkel von fünfundvierzig Grad steht, ein Stückchen weiter frei.
Ich arbeite mich zu den Beinen des Ginsengs vor, lege die kleine Schaufel weg und mache mit den Händen weiter. Der Boden ist tief und porös, durchlässig für den Regen. Zwei Beine nehmen Gestalt an, während ich sie nach und nach von anhaftender Erde befreie, und dann kommt auch der Bart zum Vorschein, dieses Büschel langer, dünner Wurzelhaare am Ende des Beins. Ich halte inne. Der Bart ist der empfindlichste Teil; wird er auch nur leicht beschädigt, ist die Wurzel so gut wie unverkäuflich. Meine Hände sind ruhig, der Rest meines Körpers ist in Aufruhr. Ich hole tief Luft und beginne, die Erde zu entfernen, die den Bart umgibt. Ich arbeite ohne Hast und prüfe von Zeit zu Zeit mit einem sanften Zug am Kopf, wo die Wurzelenden noch fest in der Erde sitzen. In stetigem Rhythmus entferne ich abwechselnd Erde und ziehe an der Wurzel, bis der Bart frei ist. Ich hebe die ganze Wurzel heraus und betrachte sie prüfend, wie es ein Fischer mit seinem Fang tun mag: Ich fasse sie am Kopf, halte sie von mir weg, drehe sie, begutachte sie von oben bis unten. Sie hat die ausgeprägten Merkmale des wilden Ginsengs: die schön gebogenen Beine, die sich in die langen Wurzelhaare verzweigen, die deutlichen konzentrischen Runzeln am Kopf, den schönen langen Hals. Von der Erde gegerbt, wird die Wurzel nach dem Abspülen hellgelb sein.
Obwohl es noch früh ist, lasse ich es für heute gut sein. Mein Vater hat mich gelehrt, der Natur nie mit Gier zu begegnen, nie mehr als eine Wurzel pro Tag auszugraben. Ich trage die Wurzel in dem Leinensack auf der rechten Schulter - sie darf nicht mit dem Rucksack auf der linken Seite zusammenstoßen, der Geräte, Proviant und Wasser enthält - und mache mich an den Abstieg. Mein Atem geht stoßweise, mühsam. Ich raste oft. An diesen ersten Frühlingstagen, nach dem langen Winter, sind Körper und Geist noch nicht bereit für die Jagdsaison. Und mit jedem Jahr, das vergeht, eilt mein Geist meinem Körper ein paar Schritte weiter voraus.
Ich höre einen Bach und suche ihn auf. Ich halte die Wurzel kurz in die Strömung und lege sie in den Sack zurück, der das überschüssige Wasser aufsaugt. Zweimal trinke ich aus dem Bach, das Wasser ist schneidend kalt an meinen Zähnen. Ich hänge den Sack an einen Ast, setze mich auf einen Felsen und beginne langsam zu essen, nehme mir Zeit für die Kartoffelküchlein, den eingelegten Kohl und die Knoblauchgurken. Das Wetter ist fast ideal, ein wenig zu warm für Anfang Mai. Ich öffne meine Baumwolljacke, und mir wird trotzdem nicht kühl.
Ich bin zufrieden mit meiner Ausbeute; die Wurzel ist kein Prachtstück, aber ganz passabel. Ich weiß, dass ich noch bessere finden muss, um über den nächsten Winter zu kommen, doch der liegt noch in weiter Ferne.
Der Wald ist lebendig, und der Bach rauscht wie vor vier Jahrzehnten, als ich ein kleiner Junge war. Ich esse noch ein Stück getrockneten Ginseng, rolle meine Jacke zu einem Kopfkissen zusammen und lege sie auf die Erde. Schon bald bin ich wieder zehn Jahre alt, im Frühjahr 1960, und es gibt Spatzen und Ginseng zuhauf.
Ich halte mich am Fuß eines tausendjährigen Mammutbaum-Großvaters auf, dessen Wurzeln wie Riesenzehen gespreizt sind. Den Mammutbaum im Kreis seiner Ahnen - Wacholder, Tanne, Zeder - liebe ich besonders; seine daumengroßen Zapfen werden bald erscheinen, Zapfen, die Monate später abfallen und dann den Bergwaldboden so schlüpfrig machen, wie es der Tumen im Winter ist, die aber auch ein weiches, warmes Bett bilden, wenn man fällt.
Mein Vater und mein Onkel haben mich hier zurückgelassen. Zum ersten Mal suche ich allein Ginsengwurzeln. Rote Stofffetzen zum Markieren der Fundstellen hängen aus meinen Taschen.
Ich sage meine Lieblingsnamen für die Wurzel auf. Fünf Finger. Tatarenwurzel. Kraftwurz. Rotbeere. Himmels-Ginseng. Erd-Ginseng. Kaiser-Ginseng. Als ich den Raureif von den Bäumen tropfen höre, für mich das Zeichen, dass ich umkehren muss, habe ich bereits drei rote Tücher verbraucht.
Mein Vater und mein Onkel lehnen an dem uralten Mammutbaum und grinsen mich an; sie haben schon zu Mittag gegessen. Erst später erfahre ich, dass sie den ganzen Vormittag dort gesessen, sich den Tag freigenommen haben.
»Wie geht's unserem Jäger?«
Ich schweige und halte die übrig gebliebenen Tücher hoch. Sie sehen mich überrascht an und tauschen ein vielsagendes Lachen; sie erinnern sich, wie es ist, gefoppt zu werden, wissen, dass diese Erinnerungen - wie eine gealterte Ginsengwurzel - im Lauf der Zeit weniger bitter schmecken, ein bisschen süßer werden.
»Beeil dich, damit wir deine Schätze ausgraben können. Wir haben nichts gefunden, keine einzige Wurzel.«
Das Essen fällt mir nicht leicht. Vor Aufregung kann ich kaum schlucken. Ich esse die Hälfte und verstaue den Rest im Rucksack.
Die beiden Männer folgen mir, und bald kommen wir an das erste rote Fähnchen. Wir beugen uns alle dicht zu der Pflanze hinab. Ich warte auf Lobesworte. Je länger sich die Stille hinzieht, desto unbehaglicher wird mir. Ich würde meinen Vater und meinen Onkel gern ansehen, aber es will mir nicht gelingen, den Kopf zu heben. Anstelle von Worten, so scheint mir, sprechen die Hände meines Onkels. Er fasst die fünfblättrige Pflanze an, teilt die Blätter - drei in der linken, die beiden anderen in der rechten Hand - und zeigt mir, wo die Blätter ansitzen.
»Das ist eine traubige Aralie«, sagt mein Onkel. »Die Blätter sitzen an zwei Stellen an, siehst du? Die Blätter des Ginsengs sitzen alle an derselben Stelle. Die Pflanzen sind miteinander verwandt, so wie du und ich.«
Ich fühle mich betrogen; das haben sie mir nie gesagt. Ohne die Blätter loszulassen, fragt mich mein Onkel:
»Bist du nah an die Pflanze herangegangen?«
»Wahrscheinlich nicht nah genug.«
»Schon gut, den Fehler haben wir am Anfang alle gemacht«, sagt mein Vater.
»Warum hast du mir das nicht gesagt?«
»Weil du es dir so viel besser merkst. Komm, sehen wir nach den anderen beiden Pflanzen, die du gefunden hast.« »Warum? Da hab ich's genauso falsch gemacht.« »Vielleicht ja nicht.« »Doch, ich weiß es.«
»Trotzdem, wir müssen die Fahnen holen.« »Ich möchte allein gehen.« »Na gut. Wir warten hier auf dich.« »Nein, geht nach Hause.«
Aber mein Vater verlässt den Berg nicht; als ich zurückkomme, sitzt er noch immer unter dem Mammutbaum. Er nimmt eines der roten Tücher und verlässt mit mir den Pfad, der uns den Berg hinabführen würde.
»Ich hab mir gedacht, wir können noch ein bisschen gemeinsam jagen. Wir haben noch mehrere Stunden, bis die Sonne untergeht.«
Ich sage nichts, mein Fehler ist mir immer noch peinlich. Wir gehen lange Zeit, bevor mein Vater etwas sagt.
»Du musst leise gehen; stell dir vor, du pirschst dich an ein Tier an, nicht an eine Pflanze.«
»Aber Pflanzen können doch nicht hören.«
»Nein, können sie nicht. Aber es gibt viele Hinweise, viele Geräusche, die uns sagen, dass eine Pflanze, Ginseng oder etwas anderes, in der Nähe ist.«
Ich konzentriere mich darauf, leichtfüßig zu gehen. Plötzlich packt mich mein Vater an der Schulter und zeigt nach oben. Ich schaue, aber mein Vater möchte, dass ich horche; sein Griff ist kräftig, doch ohne Ungeduld.
Die Bäume schwanken leicht im Wind, und anfangs ist dies das einzige Geräusch - bis ich einen Vogel höre. Die Hand meines Vaters strafft sich, und er zeigt nach links. Wieder der Vogel. Dann ist er weg, und der Chor der murmelnden Bäume schwillt wieder an.
»Das war ein Spatz. Hast du seine Stimme erkannt?«
»Ja«, antworte ich zögernd.
»Das ist die beste Zeit für die Jagd auf den Ginseng, kurz nachdem aus seinen winzigen gelben Blüten rote Beeren geworden sind. Wenn die Spatzen die Beeren fressen, werden ihre hohen Rufe kehliger. Diesem kehligen Ruf brauchst du nur nachzugehen, er führt dich zu der Pflanze. Das Geheimnis hat mir mein Großvater anvertraut.«
Während er redet, zeigt mein Vater weiter nach links, und wir gehen in diese Richtung. Schon nach hundert Metern sehe ich die Pflanze mit ihren roten Beeren. Ich schaue meinen Vater an, und mein Vater schaut mich an. Zum ersten Mal erlebe ich das prickelnde Gefühl beim Entdecken einer Ginsengpflanze, doch meine freudige Erregung erhält sofort einen Dämpfer.
»Nimm deinen Spaten heraus«, drängt mich mein Vater.
Aufgeregt öffne ich meinen Rucksack und nehme den Spaten heraus, der aus Knochen gemacht ist - dem Aberglauben zufolge fürchtet sich der Ginseng vor Metall. Heute Morgen war es besser, als mir nur die Bäume über die Schulter blickten. Jetzt sieht mir auch mein Vater zu.
»Ist die Pflanze reif genug?«
»Ja«, antworte ich.
»Woran erkennt man das?«
»Sie ist höher als dreißig Zentimeter und hat fünf Blätter. Jüngere Pflanzen sind kleiner und haben nur drei oder vier Blätter.«
Als ich sehe, dass mein Vater lächelt, wächst meine Zuversicht, dass ich die Wurzel ausgraben kann, ohne sie zu beschädigen.
»Vergiss nicht: Du darfst die Länge von Beinen und Bart nie unterschätzen. Oft reicht eine junge Wurzel tiefer, als du denkst.«
Ich bin mir der Anwesenheit meines Vaters bewusst, während ich arbeite, aber jetzt verstehe ich, was er meint, wenn er sagt, man müsse sich so konzentrieren, dass man alles um sich herum vergisst.
»Du machst das gut, aber beweg dich mehr im Kreis. Es darf keine Ecken geben, wenn du um die Wurzel herumgräbst. Immer im Kreis, damit du nicht unerwartete Knicke in den Ginsengbeinen triffst.«
Meine Arme sind nicht müde, aber es fällt mir immer schwerer, mich zu konzentrieren. Ich höre Satzbruchstücke: »... gelblich-weiße Farbe ... eiförmige Beeren ... die perlmutternen Flecken auf dem Bart.«
Als ich endlich die Wurzel in der Hand halte, werden aus den Worten meines Vaters wieder vollständige Sätze.
»Wie alt ist die Wurzel?«
Ich untersuche den Hals und zähle, wie man mich gelehrt hat, die Narben, die jeden Herbst zurückbleiben, wenn der Stängel vom Hals abfällt, eine Narbe pro Jahr; ähnlich wie bei den Jahresringen von Bäumen.
»Acht Jahre.«
»Das ist eine sehr schöne Wurzel für deinen ersten Fund. Sie ist fast so alt wie du. Heute Abend, wenn wir heimkommen, legen wir sie in ein mit Alkohol gefülltes Glas. Seine erste Wurzel verkauft ein Jäger nie.«
Wir schwenken die Wurzel in einem Bach und gehen den Weg zurück, den wir gekommen sind. Mein Vater lässt mich die Wurzel tragen. Erst später erfahre ich: Dieses erste Mal, dass ich mit Hilfe der Spatzen eine Wurzel fand, wird auch das letzte Mal sein.
Ein paar Tage später verlassen mein Vater, meine Mutter, mein Onkel und ich frühmorgens das Haus, doch nicht mit dem Handwerkszeug von Jägern, sondern mit dem von Köchen.
Es ist Regenzeit, aber es regnet nicht. Mein Onkel, so scheint mir, lässt ein wenig traurig die Schultern hängen, und der Atem meines Vaters riecht nicht wie gewohnt nach gedämpfter Hirse. Ich kann mir nicht erklären, warum an diesem Morgen alles so bedrückend ist, ich weiß nur, dass es etwas mit den Vögeln zu tun hat.
Am Abend, als ich auf dem warmen kang lag, sprach mein Vater von dem Befehl des Vorsitzenden Mao, ...

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  • EditoreSammlung Luchterhand
  • Data di pubblicazione2008
  • ISBN 10 3630621368
  • ISBN 13 9783630621364
  • RilegaturaCopertina flessibile
  • Numero di pagine192
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